Alles neu

Jetzt sind es schon fast 2 Monate, die ich in Alfeld wohne.
Alfeld an der Leine. Wenn ich an der einen Stadtgrenze hineinfahre, komme ich durch Sack. Fahre ich auf der anderen Seite wieder raus, führt mich die Straße nach Warzen. Salopp ausgedrückt ist hiermit erwiesen, daß Alfeld der Nabel der Welt sein muß. Oder zumindest Niedersachsens.
Ich habe mir viel vorgenommen, bevor ich umgezogen bin. Ich würde mir Zeit nehmen, meine neue Region gründlich kennenzulernen. Mal einfach ins Blaue in irgendwelche Ecken fahren und dort spazieren gehen, in Dorfmuseen oder so. Ich würde mir Zeit nehmen, wieder mehr zu komponieren. Ich vermisse das ja, tage- und wochenlang an Stücken basteln zu können, ohne daß mich jemand oder etwas dabei stört. Wie zum Beispiel bezahlte Arbeit. Ich würde...
Hmpf. Nichts, aber auch gar nichts davon habe ich auch nur in Angriff genommen. Stattdessen habe ich so weitergemacht, wie ich in Eberswalde aufgehört habe: mich sofort ins Unterrichten und Chorleiten gestürzt, zu allem erstmal "ja" gesagt, denn ich möchte ja Leute und die Musikszene kennenlernen und damit hat sich das Thema Freizeit erledigt. Wahrscheinlich werde ich das nächste mal ins Museum gehen, wenn ich altersbedingt berufsunfähig bin oder so. :)
Egal - es ist lustig und spannend, was ich mache. Ich habe einen kleinen Chor übernommen, der explizit nur Unterhaltungsmusik singen möchte. Hier besteht noch viel, viiiiel Arbeitsbedarf, aber die Stimmung ist super. Außerdem probe ich derzeit mit einem Feuerwehrzug, was auch echt lustig ist und wo es nicht an Arbeit mangelt. Außerdem überlegt die Musikschule Hildesheim, ob sie nicht eine Außenstelle in Bockenem ins Leben rufen kann, und sollte das gelingen, werde ich dort wohl Klavierunterricht und bei Interesse die Leitung eines Jugendchores anbieten.
In letzter Zeit habe ich so viele Menschen kennengelernt, daß ich kaum noch weiß, wohin mit all den Namen - aber sie sehen es mir nach.
Und ich fahre natürlich noch immer nach Berlin und Eberswalde, um den Cantus Vitalis und das Ensemble LaFolie weiterzuführen. Beide machen riesig Spaß und vor allem der Chor profitiert davon, daß ich nur alle 2 Wochen da bin und in den Wochen dazwischen Einzelstimmproben sind. Ich habe die Hoffnung gehabt, daß sich das positiv auf die Chorarbeit auswirkt, und bisher bestätigt sich das voll und ganz. Das erste Weihnachtskonzert ist ja schon in nicht einmal 4 Wochen, da der Advent so unglaublich früh beginnt dieses Jahr, und ich freue mich schon richtig doll darauf!

Aber zurück zum Anfang: Alfeld ist wunderschön. Die Innenstadt (also fast alles) mit den kleinen Fachwerkhäuschen; das Bürgerbüro, in dem es keine Wartemarken gibt und wo Leute auch einfach nur zum Lesen der Tageszeitung hinkommen; die netten Leute, die penetrant von sich behaupten, die Alfelder seien knurrig und unfreundlich, es aber nie sind; die 7 Berge (Harzausläufer), in denen man herrlich herumfahren und spazierengehen kann; ich bin hier wirklich sehr gerne.
Die Straßen haben pragmatische Namen wie "Über der Kirche",  "Unter der Kirche" und "Hinter der Schule", die netten Frauen von der Stadtbibliothek hören mich und eine meiner Schülerinnen manchmal singen und fragen ab und an, wann denn wieder Unterricht sei, weil das so schön sei. Es gibt mindestens 2 Geschäfte mit veganen Lebensmitteln, einen Supermarkt, in dem man sich sogar seine Lieblingssorte Wilmersburger wünschen kann und einen geradezu verbotenen Laden mit Wolle und Handarbeitssachen. Und es gibt mit Sicherheit noch unendlich vieles, das ich nicht entdeckt habe bisher, aber nun, es sind eben auch erst 2 Monate.

Ich bin nicht die Einzige auf Entdeckungstour, auch das Orakel sieht sich gründlich um:




Man beachte den unwirschen Klopfer, als sie bei mir ankommt. :D

Kommentare

Beliebte Posts