Das Spielzimmer

Im Laufe meines Berufslebens und auch vorher schon durfte ich Teil einer unglaublichen Menge wirklich großartiger Ensembles und Projekte sein, mit denen ich und die mit mir gespielt und gesungen haben. Hier ist eine unvollständige Liste zum Nachverfolgen: 

Ich war Teil erst des Mädchen-, dann des Rundfunk-Jugendchors am Landesgymnasium für Musik Wernigerode, und die Entscheidung, an diese Schule zu gehen, war die erste und beste, die ich aktiv für mein eigenes Leben getroffen habe. Nicht jede Spezialschule ist für alle Kinder und Jugendlichen gut geeignet, aber für mich war das zum damaligen Zeitpunkt perfekt.

Während des Studiums habe ich unter anderem gesungen in der Wiener Singakademie, mit der ich fantastische Konzerte und Konzertreisen (zum Beispiel zu den BBC Proms und Mostly Mozart in New York) erleben durfte, dem Vokalforum Graz mit seinem großartigen Leiter Franz Herzog, dem World Youth Choir, und geleitet habe ich den chorus discantus, mit dem ich 2005 in Kooperation mit dem ORF das gesamte Oberchorwerk des österreichischen Komponisten Herwig Reiter aufnehmen durfte.

Meine erste Stelle war das Goethegymnasium Demmin, bzw. dessen Musikbereich. Auch wenn das langfristig nicht das Richtige für mich war, ist es doch absolut bewundernswert, wieviel Engagement viele der Musiklehrenden dort in ihren Musikzweig stecken, um mit den im Vergleich zu geografisch besser positionierten und voll ausgestatteten Musikgymnasien sehr begrenzten Mitteln und Möglichkeiten wirklich alles aus den talentierten Schüler*innen zu holen, die ihnen anvertraut sind.

Meine nächste Stelle war unaussprechlich übel. Sprechen wir also nicht drüber. Hat glücklicherweise nicht so lange gedauert - und es folgte eine Chorneugründung. 

Der Eberswalder Chor Cantus Vitalis war ab 2009 mein Kind und meine Freude und ich hing derartig an diesem von mir gegründeten Chor, dass ich noch ein Jahr nach meinem Umzug immer von Niedersachsen nach Eberswalde gependelt bin, bis meine Wirbelsäule irgendwann gesagt hat "genug ist genug". Meine Nachfolgerin ist die sehr gründlich arbeitende und sympathische Ulrike Jahn, vom Chor 2017 mit Sorgfalt ausgewählt und seither hoch gewertschätzt (und das ist wirklich das Beste, was einem passieren kann, wenn man sich von einem eigenen Ensemble lösen muss).

Ebenfalls ab 2009 habe ich im Berliner Kammermusik- und Salon-Ensemble LaFolie gespielt sowie an der Komischen Oper gearbeitet. Ersteres hat ein Album hervorgebracht: "Achtung Aufnahme" enthält neben Klassik und Salonmusik auch eine Komposition unseres damaligen Cellisten und zwei von mir. Letzteres, also de Oper, war eine gemischte Erfahrung - Sexismus und blanker Elitismus bis hin zu "glauben Sie nicht, dass Sie je an diesem Haus dirigieren werden" (habe ich auch nicht) auf der einen Seite, aber ein unheimlich nettes, warmherziges Kollegium im Stellwerk auf der anderen Seite und ab dem Moment, als Barry Kosky Intendant wurde auch für mich total schöne, interessante und spannende Inszenierungen. (Ich gehöre nicht zu den Leuten, die Regietheater pauschal ablehnen. ;-) )

Schon bevor ich nach Niedersachsen gezogen bin, habe ich als Korrepetitor und Assistent des Dirigenten für die SingAkademie Niedersachsen gearbeitet - ein überregionaler Projektchor mit Hauptsitz im Landkreis Hildesheim -, und das tue ich bis heute. Mit ihnen konnte ich 2018 eine wunderschöne Konzertreise nach Regensburg, Budapest, Brünn und Wien machen, auf der ich die Schöpfung dirigieren durfte.

Begonnen hat das, weil ich mal für den eigentlichen Korrepetitor der SingAkademie eingesprungen bin, mit dem ich später ein Projekt mit dem wirklich fantastischen (echt, wenn ihr die mal hören könnt, tut das unbedingt!) Kammerchor TASK spielen und aufnehmen durfte: Brahms, Brahms und Brahms.

Mein erster eigener Chor in Niedersachsen war der Ö-Chor Hildesheim. Extrem gut gelaunt singt man hier Rock, Pop und gelegentlich Jazz und hat tierisch viel Freude am Dekorieren der Bühne.

Kurz danach folgte als zweiter Chor der der TU Braunschweig, und seit September 2022 leite ich auch den philharmonischen Chor Sine Nomine sowie den queeren Chor Braunschweig, der noch auf der Suche nach einem richtigen Namen ist.

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